deckkraft - Texte

deckkraftdeckkraft Walter Eul und Marc von Criegern

deckkraft open in Duisburg

Von Dr. Emmanuel Mir (2014)

Es ist ein steiler Start. Das Malerduo deckkraft ist erst zwei Jahre alt, aber was in dieser Zeit bereits passiert ist, ist erstaunlich. Seit Walter Eul und Marc von Criegern sich zur Zusammenarbeit geschlossen und ihre Kooperationslust noch für weitere Künstler geöffnet haben, ist das Konvolut an (monumentalen) Bildern aus der deckkraft-Werkstatt rasch gewachsen – genauso rasch wie die Sichtbarkeitszunahme der Düsseldorfer Maler. Das Abenteuer deckkraft ist wie ein zweiter Frühling für die beiden Herren, die zuvor eher bedeckt blieben und nun in der kollektiven Autorschaft regelrecht aufgehen. Ihr letztes Projekt fand in Duisburg statt.>> weiterlesen...

Die Verfertigung der Gemälde beim Malen

Prof. Dr. Johannes Meinhardt (2013)

I. Der Prozess

Die sieben Gemälde, die Marc von Criegern und Walter Eul, die schon seit einigen Jahren unter dem Namen deckkraft Malerei als gemeinsame Tätigkeit betreiben, mit jeweils einem anderen Gast hergestellt haben, gehorchten einem sehr einfachen und zugleich radikalen Grundprinzip der Herstellung: die vorgegebenen Leinwände im Format 350 x 600 cm konnten und sollten von allen drei Beteiligten so bearbeitet werden, dass jeder von ihnen das Recht hatte, jede beliebige Partie zu übermalen, zu überarbeiten oder zu verändern, auch wenn sie schon von einem der anderen bemalt worden war. Auf diese Weise wurden diese Gemälde vielschichtig; sie veränderten sich im Prozess der Herstellung ununterbrochen, wobei nicht nur additive Verfahrensweisen eingesetzt wurden (Übermalen, Aufkleben, Montieren, Gießen und Schütten), sondern auch subtraktive (Abwaschen und Abkratzen). Dieser Prozess der Veränderungen, der den Charakter der Gemälde teilweise völlig umstülpte, ist für den Betrachter der fertigen Gemälde nur beschränkt durchschaubar; deswegen sind die kurzen Filme, in denen der jeweilige Herstellungsprozess sehr gedrängt nachvollzogen werden kann, aufschlussreich; sie erlauben, die Gemälde in ihren verschiedenen Phasen zu sehen und so den Herstellungsprozess besser zu verstehen.>> weiterlesen...

deckkraft featuring...

Von Dr. Emmanuel Mir (2013)

Künstlerkollektive wirken auf den ersten Blick als eine Sondererscheinung der Kunstgeschichte, waren dabei - und bleiben bis heute - wichtige Herden von Entwicklungen und Erneuerungen. Spätestens seit Anfang der Moderne (ob die Nazarener in Deutschland oder die Schule von Barbizon in Frankreich) sind Bündnisse geschlossen, Formen der Zusammenarbeit gefunden und somit die Mythen des genialen Einzelnen und des abgekapselten schöpferischen Ichs relativiert worden. Zwar erscheinen die 1990er und 2000er Jahre mit ihrer Vorliebe für den Typus des Künstlers als Einzelkämpfer rückwirkend als superindividualistisch, aber die schleichende Repolitisierung der Künstlerschaft und eine Neuentdeckung der kollektiven Arbeit in den darauffolgenden Jahren ließ die Zahl der Künstlergruppen fühlbar wieder steigen.>> weiterlesen...

deckkraft featuring... - Walter Eul und Marc von Criegern und 7 Künstler!

28 Thesen / Aussagen als Eröffnungsrede in Reisholz und im Nachgang zu den Texten von Magdalena Kröner und Stefan à Wengen von Gregor Jansen. (2013)

  • 1Das Vermögen einer Farbe oder eines Lackes, den Untergrund zu überdecken, wird als Deckvermögen oder Kontrastverhältnis bezeichnet. Die umgangssprachlich ebenfalls oft verwendeten Begriffe Deckkraft und Deckfähigkeit sollen dagegen explizit nicht mehr angewendet werden.
  • 2Vom Begriff deckend ist opak zu unterscheiden.
  • 3Je niedriger das Deckvermögen, desto schlechter kann eine Farbe eine andere Farbe überdecken. Weiße Malerfarbe mit hohem Deckvermögen wird Deckweiß genannt, eines der frühesten dafür eingesetzten Pigmente war Bleiweiß. Das zur Übertönung notwendige Deckvermögen hängt aber auch von der Art des Hintergrundes ab. Hellere und dezentere Farben sind leichter zu „übertönen“ als dunkle und intensive.
  • 4Stefan à Wengen deckt mit starker Kraft den kulturellen Raum als Eindruck zwischen Magie und Mythos, zwischen Symbol und Imagination. Etwas Unheimliches hat sich in unsere Bildercodes eingeschlichen. Symptomatisch für das Gesamtprogramm!
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Introvertierte Extrovertiertheit - extrovertierte Introvertiertheit

Von Stefan à Wengen (2013)

Die interimistische Einsamkeit des Malers im Atelier ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung seiner Malerei. Auch der Schriftsteller verbringt einsame Stunden vor seinem Laptop und lässt jegliche gesellschaftliche Gegenwart vermissen. Dennoch sind solch einsame und gleichsam introvertierte Schaffensstunden nicht zwingend entbehrungsreich oder müssen zuweilen gar als Fron empfunden werden. C. G. Jung verwendete schon früh die Adjektive introvertiert und - als Gegenwort - extrovertiert in seiner psychologischen Typenlehre. Demnach sind auch Maler und Schriftsteller introvertierte Gesellen; sie „introvertieren“ sich, wenngleich nur zeitweilig, so doch aber während der Dauer ihrer kreativen Arbeit. Natürlich liegt es an der Einfachheit der Mittel, die dem Maler seine Introvertiertheit ermöglichen; er braucht keine Kollaborationen, Spezialisten, Techniker oder von mehreren zu handhabende Gerätschaften, die ihm die Umsetzung seiner Kunst erlauben. Und natürlich schwebt auch der Hauch der Genialität über seinem intimen, introvertierten Tun; der große Malermaestro, der die Welt allenthalben mit einem neuen Meisterwerk aus seinem stillen Kämmerlein beschenkt, dessen Entstehung so gänzlich im Verborgenen vonstatten ging. Oder sind es nicht eher Tricks und Kniffe, die der Maler anwenden oder sich aneignen musste, um ein gewisses Unvermögen hier und da in der Umsetzung seiner Bildvorstellungen zu umschiffen und die er deshalb nicht preisgeben oder gar teilen will?>> weiterlesen...

What You See Is What You Get? Das Gesetz der spontanen Komposition

Von Magdalena Kröner (2012)

Das Gemälde, um das es hier geht, ist monumental: es misst sechzehn mal vier Meter und es wächst weiter, während dieser Text entsteht. Die Idee zu diesem ungewöhnlich großen und überhaupt ungewöhnlichen Bildprojekt kam den in Düsseldorf lebenden Künstlern Walter Eul und Marc von Criegern (deckkraft). Fotos zeigen beide gemeinsam, in schwarz-weiß, mit Atemmasken, bei der Arbeit vor einer Leinwand übersät mit einer Fülle malerischer Gesten, als gäbe es nicht einen, sondern zwei Mr. Pollock und als wäre der abstrakte Expressionismus nicht längst Geschichte, sondern unmittelbare Gegenwart. Fotos wie diese suggerieren eine kunsthistorische Kontinuität, die sofort Widerspruch provoziert: Was will das hier sein und was soll es werden? Ein großer künstlerischer Wurf? Reiner Größenwahn?>> weiterlesen...